Benny Boy´s Dilemma

Ben Bernanke, Chef der US-Notenbank, ist nicht zu beneiden. Die (Börsen-)Welt schaut heute Abend  um 20:15 Uhr gierig auf das Statement, welches nach der - erst kürzlich auf zwei Tage verlängerten - Sitzung der Notenbanker veröffentlicht. Die unglaublich schwierige Lage der amerikanischen Wirtschaft erforderte diesen unkonventionellen Schritt.  

Der Markt ist mal wieder heiß auf neue Geldspritzen, am besten ein QE3, also ein dritte Auflage des "Quantitative Easings". Das bedeutet, den Ankauf von Staatsanleihen oder vereinfacht ausgedrückt: Gelddrucken.

Dabei sind die Chancen auf ein QE3 gleich Null. Von den 10 Mitgliedern des Offenmarktausschusses hatten bereits drei Gouverneure, darunter der einflussreiche Chef der Fed von Philadelphia, Charles Plosser, gegen das Versprechen Bernankes gestimmt, den Leitzins bis 2013 auf "extrem niedrigen Niveau" zu belassen.  Der Grund, den die Opponennten anführten: Die hohe Teuerungsrate. 

Benny Boy bleiben also nur noch ein paar unkonventionelle Mittel, um die Welt oder besser gesagt, die Börsen zu retten.

A) Der "Operation Twist": Damit würde die Fed ihre aktuellen Anleihenbestände von Mittel- in Langläufer umschichten und somit die Zinsstrukturkurve weiter abflachen. Ich halte dieses Szenario für wahrscheinlich. Genau dies erwartet auch der Markt. Setzen Sie also lieber nicht auf eine positive Überraschung.

B) Senkung des Einlagenzinses: Für die Institute, die ihr Geld lieber bei der Fed, als bei einer verschimmelten Großbank liegen haben, zahlt die Fed Zinsen in Höhe von 0,25%. Diese Zinsen könnte Benny Boy senken. Das Problem hieran: Die Geldmarktfonds, die ja auf Rendite angewiesen sind und zudem die Einlagen "sicher" halten wollen/müssen, kämen in Performancenöte. Möglicherweise geht Bernanke dieses Risiko ein und senkt um 10 Basispunkte auf 0,15%.

C) Die Nennung von Ziele für Beschäftigung und Wirtschaftswachstum: Hier würde die Notenbank ihren diskretionären Spielraum aufgeben. Sehr Unwahrscheinlich.

D) Versprechen: Benny Boy könnte der Welt versprechen, die Notenbankbilanz dort zu halten, wo sie ist. Ergo, würde Benny Boy lediglich zu verstehen geben, dass es keine geldpolitische Straffung gibt, zumindest auf absehbare Zeit. Der Liquiditätseffekt wäre gleich Null. Dennoch halte ich diese Maßnahme für wahrscheinlich.

E) Da Märkte nicht ganz blöd sind und das hochsensible Thema "Geldpolitik" sehr ernst nehmen, halte ich es für vollends ausgeschlossen, dass der Markt wirklich überrascht wird. Nirgends ist dies besser zu sehen, als beim US-Dollar. Starke Liquiditätsspritzen würden den Dollar - schon im Vorfeld der Fed-Sitzung - schwächen und nicht stärken, aber genau dies ist, wie Sie am Bild unten sehen, der Fall.

Somit sehe ich das Entäuschungspotenzial heute Abend als erheblich an.

Der arme Benny Boy!

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